Dienstag, 20. April 2010
text zwei
Amy Winehouse im Krankenhaus
Amy Winehouse soll am Donnerstagabend in ein Krankenhaus aufgenommen worden sein, nachdem sie weitere Probleme nach ihrer kürzlichen Brustvergrößerungsoperation verspürte.

Die "Back To Black"-Sängerin ging in London ins Krankenhaus, nachdem sie Brustschmerzen erlitt, und wurde über Nacht da behalten, während Ärzte einige Tests durchführten, so die britische Zeitung "The Sun".
Winehouse war im November von Medizinern behandelt worden, nachdem sie nach ihrer Brustvergrößerung im Oktober Probleme verspürte, und die Sängerin soll nun auf eine Entscheidung darüber warten, ob sie die Implantate entfernen lassen muss.

Ein Insider zur "Sun": "Amy hatte Schmerzen und kam zu der Überzeugung, dass es etwas mit ihren Brüsten zu tun hat. Sie dachte, dass sie es eine Weile dabei belassen würde, aber der Schmerz wurde schlimmer. Sie ging am Donnerstag in die Klinik und sie beobachteten sie. Sie wartet auf eine Entscheidung, ob die Implantate raus müssen oder nicht. Amy liebt ihre Kurven und würde es hassen, wenn sie sie rausnehmen lassen müsste. Sie ist quirlig wie eh und je, aber sie ist besorgt."

http://magazine.web.de/de/themen/musik/klatsch-tratsch/10216258-amy-winehouse-im-krankenhaus.html

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text eins
Hat man da Töne?
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Ein Plattenladen verlässt Bremerhaven und zieht nach Berlin. Die Provinz verödet, die Hauptstadt wird hipper.

Eine runde Sache, dieser Eckladen in Bremerhaven, aber leider nun Vergangenheit

Wo komm ich her, wo geh ich hin, das ist ja immer ein Thema. Adem Mahmutoglu kam am Schwarzen Meer zur Welt, Sohn eines türkischen Ärztepaares, mit drei kam er nach Deutschland, mit 13 nach Bremerhaven, und nun, mit 36, verlässt er die Stadt und geht dahin, wohin irgendwie ja alle gehen: nach Berlin.
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23 Jahre lang hat er Bremerhaven geliebt und erlitten, hier wurde er zum Mann und zum Musiker, und in den letzten zehn Jahren hat er der Stadt einiges von seinem Welt- und Kulturverständnis zurückgegeben durch seinen Plattenladen: 33rpm Records in der Bürgermeister-Smidt-Straße 113.

Seine Kunden nennen den Mann mit der Hornbrille unter der Wollmütze nur beim Vornamen. Sie wissen: Ungefragt verkauft der keine Massenware, wichtiger als der Umsatz ist ihm der Ansatz. Es gibt ja so viel Musik zu entdecken. Den Gitarristen Gábor Szabó schon mal gehört?

Vor einigen Wochen hat er dann diese Mail verschickt, achthundertfach: Er ziehe um, samt Platten. »Ich weiß, Berlin ist ein zweischneidiges Ding, und Bremerhaven hat so einen Laden viel mehr nötig, aber nach langem Hin und Her hat sich diese Entscheidung so ergeben.« Seine alten Kunden lädt er herzlich ein, »wenn ihr mal in Berlin seid«, Wrangelstraße 95, Nähe Schlesisches Tor.

Kurz vor Ostern hat er seine Kisten gepackt, Mitte dieser Woche sollte in Kreuzberg schon Eröffnung sein. Der Moment des Übergangs bietet die Gelegenheit, zu fragen, was sich da verändert – möglicherweise nicht nur in Bremerhaven, sondern in der ganzen Provinz, die immer öder wird, während sich die Metropole mehr und mehr auflädt.

In Bremerhaven war 33rpm Records ein Informations- und Kraftzentrum, untergebracht in der runden Ecke eines geschwungenen Fünfziger-Jahre-Hauses hinter der Fußgängerzone, dort, wo schon wieder Autos fahren dürfen. Rumpelig war es drinnen, aber das Angebot konnte sich sehen lassen, kein Vergleich mit dem Kaufhaus Saturn, das ein paar Hundert Meter zentraler liegt. Dort gibt es Waschmaschinen und Staubsauger und CDs, »sternhagelgünstig«, vorzugsweise Meistgekauftes, »nee, Schallplatten führen wir nicht«.

Wenn Adem an Saturn denkt, fällt sein Blick auf eine Scheibe von Sun Ra & His Arkestra: What Planet Is This? Sun Ra, dieser verrückt orgelnde Kosmologe, der versicherte, vom Saturn zu stammen, und der auf der Erde nur für ein Menschenleben zwischengelandet war. Längst ist er weitergezogen, und Berlin ist auch ein anderer Stern.

Als die Mauer fiel und westlicher Techno die Bunker des Ostens erzittern ließ, war das dem jungen Adem und seinen Freunden in Bremerhaven noch »ultraegal«. Sie hörten amerikanischen Hardcore, und Musik war ihnen eine reine Nachschubfrage: »Man wusste, es gibt was, aber wie darankommen?« Wenig später gab er selber die Antwort. Die elektronischen Beats bewegten Adem bald, seine Stadt bis heute kaum. Als der musikhistorische Moment Bremerhavens gilt nach wie vor der 1. Oktober 1958, als hier der Soldat Elvis Presley an Land ging, von Zehntausenden bejubelt.

Die Ladentür fliegt auf, ein Riese in einer gelben Reflektorjacke schwenkt eine CD: »Das Ding ist Mäusescheiße! Da sind nur die letzten fünf Stücke drauf!« Er will seine sieben Euro zurück. Während Adem nach dem Geld kramt: Ein Wort zur Schließung? »Tragisch, aber nicht zu ändern.« Und Berlin? »Viel Beschiss, Klauerei, Mob – aber auch ein gigantischer Umsatz!« Adem hört es unbewegt. Er hat keine Marktforschung betrieben.

Welche Wahl hätte er auch? Seine Band Faruk Green ist schon dort, auch seine Bremerhavener Freundin, er zieht ja nur nach und fühlt sich bei aller Vorfreude ein wenig elend. Wie viele seiner Kunden hat er nach der Schule weggehen sehen! »Was willst du noch hier?«, hätten sie ihm gesagt.

»Und nun«, sagt Adem, »gehe ich auch.« Die Luft in Berlin sei eine Katastrophe, und viele junge Leute sähen früh gealtert aus – aber das könnte natürlich auch am Nachtleben liegen.

Fünfzig Antworten habe er auf die Umzugs-Mail bekommen, Tenor: Das kann doch nicht dein Ernst sein! – »Ich dachte erst, ich kann den Leuten nicht mehr in die Augen schauen.«

»Berlin hat was Imposantes«, sagt er, »aber auch was Schafherdenmäßiges.« Er wünschte sich, dass alle jungen Hauptstädter mal für einen Tag ein Schild um den Hals trügen mit ihrem Heimatort: »Berlin, das ist, wie wenn ich mich vor einem schicken Jaguar fotografieren lasse.«

Richtig traurig wäre Adems Geschichte, wenn er der letzte Plattenhändler Bremerhavens gewesen wäre. Aber so ist es nicht. Da gibt es noch Michael Steffens, 55, der sein Cashmir am Bahnhof 1981 nach dem Song Kashmir von Led Zeppelin benannt hat. Mit Vollbart, Pferdeschwanz und umgekrempelter Jeans hält er die siebziger Jahre hoch. Verkaufen tut er nur secondhand, für Neuware sieht er keine Kundschaft. So wälzt er die Vergangenheit um, die Langspielplatte zu vier Euro: »Der Preis macht die Musik.«

Und Berlin? »Mutig. Mir wäre das zu hektisch.« Andererseits, wenn er sehe, was dort alles so stattfinde, dann habe er Tränen in den Augen. »Wo will man hier abends hingehen?«

Gegenüber der Hochschule liegt seit 2003 die Record Bar, ein geteiltes Geschäft, Tonträger und Drinks. »Eher trinkt ein Plattenkäufer mal einen Kaffee, als dass ein Kaffeetrinker eine Platte kauft«, sagt Andreas Ristel, 44, der Eigentümer. Zu den Platten nahm er kürzlich Kappen, Gürtel und Wecker ins Sortiment, Materialien rund um die Bands, getreu dem Motto: »T-Shirts kann man nicht runterladen, nur falsch waschen.«

»Berlin ist ein schwieriges Pflaster«, findet auch Ristel, »weil sich so schnell so viel ändert.« Bei ihm kaufen die Leute Beatles, Stones, Who, AC/DC, Kiss, neuerdings auch The White Stripes und Metal. Wenn Adem jetzt geht, wird mancher von dessen Kunden zu ihm kommen, das beschäftigt ihn schon. »Hip-Hop und Techno«, sagt er, »da fang ich bei null an.«

DIE ZEIT -- 08.04.2010

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